Ministerpräsident Michael Kretschmer stellt sich zur Wiederwahl – will im Amt bleiben. Partner seiner CDU ist die SPD. Beide Parteien haben den Koalitionsvertrag unterschrieben. Doch zur absoluten Mehrheit fehlen ihnen zehn Stimmen. Die könnten vom BSW kommen, das mit 15 Abgeordneten im sächsischen Landtag vertreten ist.
Über die erste Bewährungsprobe für Kretschmer und die Lage im Osten hat SWR-Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch mit der Politikwissenschaftlerin Judith Enders gesprochen – einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die politische Entwicklung in Ost-Deutschland.
Autor: Ways Across The Country
35 Jahre nach dem Mauerfall haben sich die Kategorien „Ost“ und „West“ immer noch nicht erledigt. Warum sich auch junge Leute als ostdeutsch bezeichnen, darüber hat Susann Reichenbach mit der Politologin Judith Enders gesprochen.
Mit dem Mauerfall vor 35 Jahren – und anschließend der Wiedervereinigung – hat sich für eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen in Ostdeutschland die Welt von jetzt auf gleich verändert: es gab jede Menge Chancen, aber auch schmerzhafte Lernprozesse.
Die Kinder und Jugendlichen hätten gesehen, dass die eigenen Eltern gar nicht zurecht kommen in den 90er Jahren, sagt Judith Enders, Politikwissenschaftlerin und Mitbegründerin der Initiative „Dritte Generation Ost“.
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Wenn Manja Präkels darüber schreibt, was in Ostdeutschland passiert, dann erzählt sie zum Beispiel von einem Christopher Street Day in Rheinsberg oder von anderen Brandenburger Initiativen für Vielfalt. Manja Präkels berichtet aber auch von der Wiederkehr der „Glatzen“, denn es sind wieder Jugendliche in der Uniform der rechtsextremen Schläger der 1990er Jahre unterwegs. Diese Zeit der rechten Gewalt hat sie aus nächster Nähe erlebt und vor ein paar Jahren in ihrem Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ beschrieben. Frank Meyer hat mit ihr darüber gesprochen, wie sie mit Jugendlichen über diese Erlebnisse diskutiert und warum ihre Band „Der singende Tresen“ heißt.
Das Projekt „Überlandschreiberinnen“ hat literarisch-soziologische Feldforschung betrieben
Interview Frida Schubert
taz: Worum genau ging es bei dem Projekt Überlandschreiberinnen, Herr Leistner?
Alexander Leistner: Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Uni Leipzig und drei Autorinnen. Das Modell ist, dass man vor Ort ist und über das schreibt, was man sieht. Es dokumentiert dabei auch die Landtagswahlen und Umbrüche, die in Brandenburg, Sachsen und Thüringen gerade geschehen. Wir wollten so eine andere Sprache finden, für Dinge, die in Ostdeutschland passieren. Natürlich haben wir auch ein wissenschaftliches Interesse. Diese komplexen Umbrüche wollen wir durch eine Montage von Beobachtungen beschreiben.
Den Mitschnitt der Veranstaltung gibt es jetzt in voller Länge in der MDR Mediathek.
Die Autorinnen Barbara Thériault und Tina Pruschmann beobachten die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Dabei geht es ihnen um den Alltag jenseits der Wahlkampfslogans. Sie machen Langzeitbeobachtungen, um den politischen Umbruch festzuhalten.
Moderation: Stefan Petermann
Mitschnitt einer Veranstaltung vom 21. August 2024 im Künstlergarten am Haus der Weimarer Republik.
Als Schicksalswahl wurde sie bezeichnet, die Landtagswahl in Sachsen am 1. September. Und obwohl der Begriff vor allem das „Schicksal“ politischer Parteien im Parlament meint, lässt er sich durchaus weiter fassen: Die Wahl hat auch Folgen für unsere Gesellschaft. Wie kommen wir nach Wahlkampf und Abgrenzung wieder in einen produktiven Dialog? Was erleben Menschen, die sich für Demokratie und ein soziales Miteinander stark machen? Was befürchten Sie? Was erhoffen Sie sich – und von wem?
Hier anhören: Dienstags direkt | 03.09.2024 | 20-23 Uhr
Für ihr Projekt „Überlandschreiberinnen“ tourt Schriftstellerin Tina Pruschmann seit Monaten durch Sachsen. Dabei kommt sie mit Menschen ins Gespräch – über ihr Leben, ihre Wünsche, ihre Träume. Wie erlebt sie das?
Hier anhören: MDR SACHSEN – Das Sachsenradio Di 03.09.2024 20:00 Uhr 08:24 min
Barbara Thériaults Kommentar zu Lokaljournalismus: Positive Berichterstattung für eine launische Gesellschaft (14.10.24)
Soziologin Barbara Thériault bei Zwischentöne: „Meckerei ist auch eine Art der Kommunikation“ (25.08.24)
Überlandschreiberinnen: Manja Päkels über die Brandenburger Leere (14.08.24)
Politikwissenschaftlerin Dr. Judith C. Enders: „Wir müssen reden“ – aber wenn der Osten nicht will? (05.08.24)
„Überlandschreiberinnen“ vor der Wahl unterwegs im Osten (18.07.24)